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VIRUS

Sieben-Punkte-Programm zur Energiestrategie Österreich
(mit Erläuterungen)

1.) Verfolgung von Energie- und Klimazielen zeitabhängig denken

Das bisherige Klimaversagen ist auch darauf zurückzuführen, dass Verbrauchs- und Emissionsentwicklung dynamische Prozesse sind. Ein "Erbsenzählen" mit kg CO2 Auf Basis statischer Erhebungen bringt jedesmal Aha-Erlebnisse, wenn trotz Umsetzung von Maßnahmenpaketen der Erfolg ausbleibt. Wird anstatt die Dynamik zu bändigen zu rein angebotsseitigen Maßnahmen mit langer Vorlauf- und Umsetzungszeit gegriffen so ist ein weiteres Scheitern vorprogrammiert.


2.) Ausgewogenheit zwischen angebots- und nachfrageseitigen Maßnahmen sicherstellen - dies gilt insbesondere für den Mitteleinsatz.

Damit die Aktionen den Problemen nicht hinterherhinken, müssen Maßnahmen zur Stabilisierung und in weiterer Folge Reduktion des Verbrauchs, sowohl bei der Gesamtenergie als auch bei der Elektrizität ergriffen werden. Die Wirksamkeit nachfrageseitiger Maßnahmen hängt auch von den eingesetzten Mitteln ab. Wenn Milliardenpaketen für teure verkehrserregende Autobahnen bzw. Kraftwerke und Netze gerade hundert Millionen zur Wärmedämmung gegenüberstehen, stimmen die Relationen nicht. Modelle, wie Einsparinvestitionen abgewickelt werden können sind bekannt ("Contracting"). In Zukunft ist die Genehmigung für Kraftwerke Leitungen, Pipelines etc. verpflichtend daran zu knüpfen, dass der Betreiber Investitionsmittel in mindestens derselben Höhe in Verbrauchsreduktion investiert, entweder indem er selber als Contractor auftritt oder eine Contractingfirma mit der Abwicklung beauftragt.


3.) Alle Endenergieverbrauchssektoren berücksichtigen und Schwerpunkte nach Ausmaß und Entwicklungsdynamik von Emissionen und Verbrauch setzen.

Gemessen an der geringen Bedeutung im gesamten Energiefluss genießt der Sektor Beleuchtung (Energiesparlampen) übergroße Aufmerksamkeit. Die insgesamt tatsächlich entscheidenden Ansatzpunkte liegen allerdings in den Sektoren, in denen Elektrizität eine geringe Rolle spielt. Raumwärme (große Sparpotenziale, zweitgrößter Sektor, Elekroheizung nicht sinnvoll) Verkehr (mittlerweile größter Sektor, große Wachstumsdynamik, Elektromobilität vom Potenzial her nicht problemadäquat.)


4.) Aufmerksamkeit nicht nur auf Elektrizität konzentrieren

Der Bau von Stromerzeugungsanlagen und Verteilnetzen dominiert die Diskussion. Es wird der trügerische Eindruck erweckt, mit der österrreichischen "Patentlösung" Wasserkraft als Kernstück könnten die energie-und klimapolitischen Ziele erreicht werden. Dies fördert weiterer Inaktivität in strategisch bedeutsamen Schlüsselbereichen

5.) Erneuerbare Energien forcieren aber auf Energiemix und Nutzungpfade achten.

Erneuerbare Energien haben eine wichtige Rolle bei der Erreichung verschiedener energiepolitischer Ziele, stehen aber ohne Begleitung durch verbraucherseitige Maßnahmen auf verlorenem Posten. Und gerade im wasserkraftbetonten Österreich ist zu bemerken, hier braucht es nicht "more of the same" sondern hier kommt es auf den richtigen Mix an und auf eine Stärkung vor dessen, was in diesem Mix noch fehlt. Insbesondere bei der Beurteilung der Biomasse sind die Nutzungspfade wesentlich und muß sehr genau differenziert werden. Wie wird das relativ begrenzte Biogaspotenzial eingesetzt? Werden zur Bioenergiegewinnung Abfallprodukte oder konventionell und energintensiv angebaute Feldfrüchte eingesetzt, in welchem Ausmaß gibt es nachhaltige Waldbewirtschaftung oder Monokulturen? Wird Pflanzenöl als Treibstoff direkt verwendet oder in energieaufwendigen Verfahren in konventionellen Diesel umgewandelt.? Werden Agrotreibstoffe in dafür geeigneten Nischen eingesetzt oder einfach als Tropfen im Ozean des konventionellen Verkehrssystems mit dem Anspruch dieses ohne fundamentale Änderung so wie es ist auf Agrotreibstoffe bzw. Elektrofahrzeuge umstellen zu können? Das sind nur einige der Fragen, die überprüft und genau bewertet werden müssen.

6.) Effizienzsteigerungspotenziale nutzen aber "Energieeffizienzfalle" vermeiden

Die Entwicklung des Energieverbrauchs ist für die Zukunft wesentlich. Ob im System die Energie mehr oder weniger effizient umgewandelt wird, ist an und für sich sekundär. Allerdings kann eine gesteigerte Energieeffizienz ein wichtiges Hilfsmittel dafür sein, den Verbrauch unter Kontrolle zu bringen. Effizienzsteigerung ist allerdings nicht notwendigerweise mit Verbrauchsreduktion gekoppelt, sondern kann durchaus auch Bestandteil einer Verbrauchswachstumsstrategie sein, die dann aber energie und klimapolitisch kontraproduktiv ist. Zu glauben, beides würde ohnehin Hand in Hand gehen und als leichten Weg brauche man sich nur auf Effizienz konzentrieren führt direkt in die "Effizienzfalle"
Bezogen auf eine bestimmte Technologie kann das Effizienzsteigerungspotenzial groß sein, ist jedoch begrenzt und lässt sich nicht perpetuieren. Der Aufwand, dann Effizienz immer noch weiter zu steigern bleibt während der Effekt tendenziell sinkt.
Gleichzeitig gibt es andere Effekte die Effizienzgewinne überkompensieren können. Die Zahl der Emergiekonsumenten wächst, Lebensstiländerungen erzeugen stärkere Energienachfrage, Effizienzgewinne werden in neuem Energiekonsum "verbraten". Eine Politik, die nicht auch hier steuert (etwa in Sachen Siedlungsentwicklung) ist bei aller Effizienzsteigerung zum Scheitern verurteilt.


7.) Gesellschaftspolitische Gesamtbetrachtung der Beschränkung auf Technologieeinsatz vorziehen.

Im Sinne einer Gesamtbetrachtung sind alle Einflussfaktoren, die das Energieverbrauchs- und Emissionsverhalten unserer Gesellschaft mitbestimmen, zu betrachten und daraus Konsequenzen für das erforderliche energiepolitische Handeln zu ziehen (Welche Art des Bauens und Wohnens wird gefördert, Siedlungsentwicklung in Relation zum öffentlichen Verkehrssystem, Raumordung, Finanzausgleich ..).
Bei aller Bedeutung von neuen Technologien: Zu glauben, es brauche nur der Spielzeugkasten mit neuen Energietechnologien am Boden ausgeschüttet werden und das werde dann von selbst ein sinnvolles Ganzes ergeben und in weiterer Folge die dringend erforderliche Energiewende bringen ist wenig weitblickend und für eine Gesamtstrategie zuwenig. In eine Gesamtbetrachtung sind aber auch soziale Aspekte einzubeziehen. Wer ist in welchem Ausmaß am Energiekonsum beteiligt? Wie können die erforderlichen Preissignale gesetzt werden, ohne dass Bezieher niedriger Einkommen einen erhöhten Aufwand zu tragen haben/ sich eine Grundversorgung mit Energiedienstleistungen nicht mehr leisten können? Hier müssen andere Modelle dafür sorgen, dass deren Investitionsschwäche kompensiert werden kann.

 

Umweltorganisation VIRUS - Presseaussendung 17.04.2009

Energie/Umwelt/Klima/Wirtschaft/Politik/Energiestrategie

Echte Energiestrategie oder weiter "Business as usual"?

Zurückhaltung löst die Absichtserklärung der Bundesregierung zur Erstellung einer Energiestrategie bei der Umweltorganisation VIRUS aus. Sprecher Wolfgang Rehm: "Ob eine Energiestrategie angepeilt wird, die diesen Namen verdient, oder weiter Partikulärinteressen - etwa der Elektritzitätswirtschaft - bedient werden und so eine klimaverträgliche Energiezukunft verunmöglicht wird, bleibt abzuwarten. Wir werden sehen, ob in den kommenden Monaten ein ergebnisoffener Strategiefindungsprozess unter Einbeziehung der Expertise der Umweltorganisationen möglich ist oder weiter business-as-usual betrieben wird."

Zu den Eckpunkten einer erfolgreichen Strategie zählen laut VIRUS folgende sieben Punkte:
1.) Verfolgung von Energie- und Klimazielen zeitabhängig denken
2.) Ausgewogenheit zwischen angebots- und nachfrageseitigen Maßnahmen sicherstellen - dies gilt insbesondere für den Mitteleinsatz.
3.) Alle Endenergieverbrauchssektoren berücksichtigen und Schwerpunkte nach Ausmaß und Entwicklungsdynamik von Emissionen und Verbrauch setzen.
4.) Aufmerksamkeit nicht nur auf Elektrizität konzentrieren
5.) Erneuerbare Energien forcieren aber auf Energiemix und Nutzungpfade achten.
6.) Effizienzsteigerungspotenziale nutzen aber "Energieeffizienzfalle" vermeiden
7.) Gesellschaftspolitische Gesamtbetrachtung der Beschränkung auf Technologieeinsatz vorziehen.

"Eine Strategie ist längst überfällig, denn taktiert wurde bereits genug, " so Rehm abschließend.


Rückfragehinweis:
Wolfgang Rehm
0699/12419913
virus.umweltbureau@wuk.at
http://www.wuk.at/virus


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